Ich denke, dass es für viele von uns sehr nützlich wäre, einige Zeit in einem Tierheim zu verbringen, um sich persönlich weiterzuentwickeln. Vor allem im Winter sollten wir uns dieses Erlebnis nicht entgehen lassen und möglichst ein Tierheim besuchen, wo es an Vielem fehlt, wo es an Ausrüstung und an menschlicher Hilfe mangelt. Wie groß das Problem ist, erkennen wir daran, wie laut die tierischen Bewohnerinnen und Bewohner versuchen, Ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wenn wir hineinkommen.
Die Hunde denken vielleicht, dass hier nur Lautstärke etwas bewirkt, weil dort innerhalb der Gitterstäbe, die Unterschiede zwischen einem Tier mit Pedigree und einer als Resultat zufälliger Vermehrung geborenen, „Promenadenmischung” verschwinden. In den Genen der glücklicheren Kreaturen sind noch die Spuren des warmen Wolfspelzes zu erkennen, Pech aber haben die, deren Fell der Mensch hoffnungslos kurz gezüchtet hat. Sie zittern in der Kälte, wenn in den überfüllten Tierheimen und der Regel, nur junge und kranke Hunde einen beheizten Platz bekommen.
Scheuen wir uns aber trotzdem nicht davor, in ein Tierheim zu gehen. Wir werden dort erfahren, wie die dort lebenden Hunde verzweifelt versuchen werden in unsere Nähe zu gelangen, nur um uns einen Augenblick länger oder früher zu erreichen. Es genügt schon, nur die Hand nach den Gitterstäben auszustrecken.
Denken wir daran, dass wir im Laufe unseres Lebens nur sehr selten mit so bedingungsloser Anhänglichkeit und einem derartigen Flehen um Hilfe konfrontiert sind. Und das alles, auch wenn die Tiere nicht unter Nahrungs- oder Trinkwassermangel leiden und Platz haben, um sich darin zu bewegen. Denn Hunde wollen mehr als das! Für sie und ihre Besucher ist ein gemeinsamer Spaziergang das schönste Erlebnis.
Indem man einfach ein Halsband oder ein Hundegeschirr anlegt, werden die Bewohner des Tierheims von all ihren positiven und negativen Erinnerungen, die sie mit Menschen hatten, überwältigt. Sie zeigen, dass unsere Welt gelinde gesagt nicht perfekt ist und diese Welt hat sie, die Unschuldigen, geprägt. Einige von ihnen schrecken vor Angst vor unserer bloßen Erscheinung zurück oder kommen so nahe wie möglich an uns heran, um Schutz und Geborgenheit zu suchen. Die Verletzlichsten versuchen oft Kontakt zu uns aufzunehmen, häufig auch, indem sie uns klagend ein schmerzendes Körperteil zeigen. Andere, die „ewigen Optimisten“, hüpfen vor Freude umher, geben Küsse und High Fives, alles auf einmal, wenn sie können.
Was wir innerhalb dieser Zeit von den Bewohnern erhalten, ist nichts weniger als eine große Dosis der „Droge Liebe”, an die wir uns für immer erinnern werden. Es ist herzerwärmend, dass wir so viel Freundlichkeit von Wesen erhalten, die meist die Folgen ihrer bitteren Vergangenheit in sich tragen.
Unser ganzer Respekt gilt denjenigen, die ihre Freizeit oder sogar ihr Leben dafür einsetzen, diese Liebe zu den Hunden mit Fürsorge zu erwidern.
Gyula „Julius“ Sebö