Das Kastration von Hunden ist ein umstrittenes Thema und ist mit zahlreichen Fragen verbunden. Es ist wichtig, Irrglauben und Missverständnisse zu diesem Thema aus dem Weg zu räumen und wichtige Fakten darzulegen. Zu diesem Zweck habe ich statt einer wissenschaftlichen Erläuterung diesen informativen, jedoch trotzdem amüsanten Text verfasst.
Ist es notwendig, unsere Hunde zu kastrieren? Bringt es überhaupt etwas?
Im Internet findet man sowohl auf heimischen als auch auf ausländischen Seiten reichlich Material über dieses Thema. Obwohl die Mehrheit dieser Texte eine gute Informationsquelle darstellt, bin ich im Zuge meiner Recherche ausnahmslos auf trockene Fakten und bestehende Dokumentationen gestoßen.
Nun versuche ich auf eine zwanglose Art, in Form eines fiktiven Dialogs auf die häufigsten, mit diesem Thema zusammenhängenden Fragen, einzugehen.
Hallo Tobias! Lange nicht mehr gesehen! Wie läuft’s im Tierheim?
Danke, wir haben viel zu tun, aber ich beklage mich nicht. Wir tun alles für unsere Hunde, damit wir ihnen ein besseres Leben ermöglichen und neue Besitzer für sie finden können. Das ist unsere Mission.
Darf ich dir zum Thema Hundehaltung eine Frage stellen?
Klar, schieß los!
Stell dir vor, meine Hündin Star, ein ungarischer Vorstehhund, ist 6 Monate alt und mein Terrier Rüde Charlie wird diese Woche 4 Monate alt. Ich überlege, die beiden kastrieren zu lassen. Eigentlich möchte ich aber, dass Star einmal Welpen bekommt und sich um ihren Nachwuchs kümmert, bevor ich sie kastrieren lasse. Der oft freilaufende Rüde des Nachbarn ist ein wunderschöner Gordon Setter. Du verstehst ja sicher, was ich meine… Auch für Mischlingswelpen findet man leicht einen Besitzer, wenn die Eltern erstklassige Tiere sind. Ich denke, man könnte auch Geld für sie verlangen. Ich könnte deine Ratschläge gut gebrauchen. Du weißt sicher viel mehr darüber und auch, ob sich das Risiko lohnt. Ist es das Richtige für Charlie und vielleicht auch für Star, sich für die Kastration zu entscheiden?
Also, ich denke wir sind so gute Freunde, da kann ich dir meine ehrliche Meinung sagen, ohne viel um den heißen Brei herumzureden. Ein verantwortungsbewusster Hundebesitzer sagt nicht: „Ich werde die Mischlingswelpen schon irgendwie loswerden.“ Denk nur nach: Was passiert, wenn, mal angenommen, 8 Welpen auf die Welt kommen? Bei einem ersten Wurf ist eine so hohe Zahl nicht selten. Und wenn die Welpen doch nicht so schön werden, obwohl die Eltern vom Exterieur her erstklassig sind? Vergiss nicht, auch das lässt sich nicht ausschließen. Bist du sicher, dass du für jeden Welpen einen Besitzer findest? Und falls nicht, was wird aus ihnen? Ich rede gar nicht weiter, du verstehst sicher, dass das keine gute Lösung ist. Leider werden Rüden vor allem aus diesem Grund Hündinnen vorgezogen. Viele Besitzer machen sich gar keine Sorgen, wenn ihr Hund mal ausreißt. Sie bedenken nicht, dass er sich mit einer gerade läufigen Hündin verpaaren kann. Oder ihnen ist es sogar egal, weil sie wissen, dass die „nicht willkommenen“ Welpen nicht ihr Problem sind. Der Besitzer der Hündin wird sich schon darum kümmern. Genau aus diesem Grund landen viele Hunde auf der Straße, deswegen sind die Tierheime überfüllt. Nicht zu schweigen von der viel schlimmeren „Lösung“, die sich viele Menschen einfallen lassen. Ich hoffe, du nimmst mir nicht übel, dass ich ehrlich bin.
Nein. Ich bin sogar froh, dass du offen deine Meinung sagst. Das habe ich bis jetzt noch gar nicht in Erwägung gezogen. Und stimmt es, dass eine Hündin zumindest einmal läufig gewesen sein muss, damit sie sich vollständig und gesund entwickelt?
Das ist ein Irrglaube und entspricht überhaupt nicht der Wahrheit. Je früher die Kastration durchgeführt wird, desto besser können wir dem Risiko eines Gesäugetumors der Hündin vorbeugen. Und was die Risiken des Eingriffs betrifft – meiner Meinung nach ist bei beiden Hunden das Risiko an diversen Krankheiten zu erkranken viel höher, wenn sie nicht kastriert werden. Und wir treffen uns gerade zum richtigen Zeitpunkt, denn es ist am besten, den Eingriff noch vor der Geschlechtsreife durchzuführen.
Das Risiko ist höher ohne OP? Wie kommt das?
Langfristig können mehr Krankheiten entstehen, wenn die Tiere ihr ganzes Leben lang mit ihren Geschlechtsorganen verbringen. Bei Hündinnen können wir Tumoren in den Eierstöcken, in der Gesäugeleiste oder in der Gebärmutter vorbeugen, aber auch Zysten und Entzündungen können vermieden werden, wenn man die Kastration rechtzeitig vornimmt.
Und wie ist es bei Rüden?
Bei Rüden können sich auch Tumoren und Krankheiten entwickeln, die in Zusammenhang mit der Produktion von Geschlechtshormonen stehen, vor allem im späteren Lebensabschnitt. Ein weiteres Problem ist die oft übertriebene Dominanz der Rüden, ihre Aggression gegenüber anderen Rüden, wenn sie eine läufige Hündin in der Nähe spüren. Die meisten Hunde reißen aus, weil sie läufige Hündinnen finden wollen. Solche herumstreunenden Hunde sind, vor allem in der Stadt, vielen Gefahr ausgesetzt. Wegen des dichten Verkehrs kann so ein Abenteuer sogar tödlich enden.
Ok, ich verstehe. Aber hat eine OP auch Risiken?
Natürlich. Jeder operative Eingriff birgt ein gewisses Risiko. Dieses ist etwas höher bei Hündinnen, da dort der Eingriff im Bauchraum stattfindet. Aber denk nur mal nach: Höchstwahrscheinlich tust du viel mehr für die Gesundheit deiner Hunde, wenn du diesen Routineeingriff bei ihnen durchführen lässt, als wenn du es nicht tut.
Und was ist mit den Fortpflanzungs- und Nachwuchsversorgungsinstinkten? Die arme Star darf nie Mutter werden und Charlie darf nie die Freuden des Sexlebens erleben?!
Mein Freund, du schreibst deinen Hunden menschliche Gefühle zu! Sicher, du liebst sie wie deine besten Freunde, aber sie sind trotz allem Tiere. Ja, es stimmt, wenn du Charlie kastrieren lässt, wird er nie die sexuelle Befriedigung erleben. Aber da er nicht weiß, was ihm „entgeht“, wird er es nie vermissen. Übrigens bin ich mir sicher, dass Rüden Sex ähnlich erleben, wie wir Menschen – sie können es also wirklich genießen. Für Hündinnen allerdings ist die Paarung eher ein schmerzhaftes Erlebnis und sie lassen es nur zu, weil sie von ihrem Instinkt getrieben werden. Und glaub mir, Hündinnen empfinden es nicht als Sinn ihres Lebens, Mutter zu werden. Für sie bedeutet ein erfülltes Leben, Teil eines Rudels zu sein, unter dem Schutz eines starken, konsequenten Leittiers zu stehen. Im Idealfall bist du diese Leitfigur für deine Hunde.
Werden meine Hunde nicht übergewichtig nach der Kastration? Ich habe gehört, dass dies möglich ist.
Nach der Kastration verschwinden die Geschlechtshormone aus dem Körper des Hundes, das kann 4-6 Monate dauern. Dann sinkt auch der Nahrungsbedarf der Hunde. Das trifft jedoch vor allem auf ausgewachsene Hunde zu, die schon ihr vollständiges Gewicht erreicht haben. Wenn man Übergewicht vermeiden will ist es wichtig, vermehrt auf die richtige Fütterung und auch auf ausreichend Bewegung zu achten. Bei jungen Hunden, wie auch bei deinen Tieren, die sich noch entwickeln müssen, reicht es, wenn sie oft genug ausgeführt werden, genug Auslauf haben, spielen und herumtollen dürfen.
Ich habe gehört, dass bei Hündinnen auch eine Verhütung möglich ist. Hat dies Vorteile gegenüber der Operation? Ist es vielleicht billiger?
Kaum. Diese Methode kann zu einer Gebärmutterentzündung führen, die automatisch eine OP zur Folge hat. Und auch wenn dieses Risiko nicht eintritt, kann Verhütung bei Hündinnen langfristig viel teurer sein, da man jedes Mal, wenn die Hündin läufig ist, Geld ausgeben muss. Und es kommt immer wieder vor, dass Hündinnen trotz der Verhütung trächtig werden.
Erlaube mir eine letzte Frage – und ich will nicht herumlästern, denn du hast mich schon überzeugt – ich bin nur neugierig, ob du mir auch darauf so eine treffende Antwort geben kannst. Eine Kastration ist ja keine natürliche Sache. Wir Menschen lassen uns nicht kastrieren, auch wenn wir keine Kinder möchten.
Ja, das ist eine Tatsache, eine Kastration ist nichts Natürliches. Hunde wurden aber bereits vor mehreren tausend Jahren von uns Menschen aus ihrem natürlichen Lebensraum, der Wildnis, entrissen und domestiziert. Aus diesem Grund sind wir gezwungen, ihre Fortpflanzung mit künstlichen Methoden einzuschränken. Jetzt noch einmal zurück zu deiner ersten Frage. Meine Partnerin und ich lebten einige Jahre lang in England und bei unserer Reise durch das Land fiel mir auf, dass es dort kaum Straßenhunde gibt. Meine Partnerin arbeitete als Tierarzthelferin und bemerkte, dass die meisten an Hunden und Katzen durchgeführten Eingriffe, Kastrationen waren. Hierzulande ist die Bevölkerung bezüglich dieser Thematik noch immer nicht ausreichend informiert und es gibt viele negative Vorurteile gegenüber der Kastration von Haustieren. Was ist die Folge? Bei uns wimmelt es von heimatlosen, ausgesetzten Tieren. Oft hört man, dass ungewünschte Welpen unter Wasser getaucht und erstickt werden oder auf sonstige grausame Arten getötet werden. Aus diesem Grund sind wir Tierheimmitarbeiter und ehrenamtlichen Tierheimhelfer stets bemüht, die Bevölkerung unter anderem über die Wichtigkeit der Kastration aufzuklären.
Bányai J. Márk
Herangezogene Quellen:
https://www.yourpurebredpuppy.com/health/articles/spaying-female-dog.html
https://www.yourpurebredpuppy.com/health/articles/neutering-male-dog.html
https://okosgazdi.hu/magazin/kutyak-ivartalanitasa-pro-es-kontra-tenyek-es-tevhitek
https://www.patriciamcconnell.com/theotherendoftheleash/the-plot-thickens-spay-neuter-effects-the-health-of-our-dogs