Kaum ist man von der Hauptstraße abgebogen, trifft man auch schon auf das Sandwand-Trio, eine kurvige und hügelige Sandstrecke, die Bestandteil des Hindernisparcours des Hard Dog Race Base 2018 ist. Mehrere Mensch-Hund-Teams, die nur als winzige Pünktchen erkennbar sind, rasen mit großer Geschwindigkeit zum Gipfel, um wieder hinabzusteigen und zurück zu klettern. Das Ziel heißt „Katharsis“ oder besser gesagt das „sechs Beine, zwei Herzen, ein Team“-Erlebnis. Dieses unglaubliche und nur schwer zu beschreibende Gefühl, kann schon bei der Anmeldung garantiert werden.
Kommt man näher, ist der Rummel nicht mehr zu überhören: Hunde, die mit langen, elastischen Joggingleinen mit ihren Herrchen und Frauchen verbunden sind, signalisieren mit Schwanzwedeln, Hecheln und Winseln, dass sie aufgeregt sind. Da passiert etwas, das spüren sie.
Auf einer großen Wand erscheinen Punkte, die die Namen der Teilnehmer ergeben, die mit Hilfe ihrer Vierbeiner die Herausforderung der Sanddünen bewältigt haben. Die bis zum Hals dreckigen und klitschnassen Mensch-Hund-Teams sausen die Dünen mit einem breiten Grinsen im Gesicht herunter – weil diese sechs Beine es geschafft haben!
Ein Mensch-Hund-Team mit unfassbarer Energie und enthusiastischer Begeisterung läuft in unsere Richtung. Mit verschmiertem Gesicht umarmt mich ein Teilnehmer und sagt mir fast schreiend: „Stell dir vor, wenn du glaubst du hast den letzten Hügel hinter dir – und dann kommen noch weitere Hügel. Das ist anstrengend. Aber ich würde sofort noch eine oder drei weitere Runden rennen.“
Wenn ich mir die Teams ansehe, wie sie gemeinsam am Ziel ankommen und wenn ich die Power spüre, die sie ausstrahlen, dann weiß ich schon vor dem Start, dass das ein unglaubliches Erlebnis sein wird.
Aufgewärmte und zum Start bereite Paare warten schon ungeduldig und aufgeregt an der Startlinie. Mit ihren Händen müssen sie den Teppich mit dem Timer richtig berühren, damit die Uhr zu ticken beginnt.
Einige Hunde sind schon jetzt nass, da die Herrchen und Frauchen nichts dem Schicksal überlassen haben und ihre Vierbeiner schon im Voraus abgekühlt haben, damit später keine Probleme auftreten. So kann auch ein schwächeres Teammitglied frisch und mit viel Schwung starten. Nach einer kurzen Mitteilung an die Teilnehmer, in der sie darauf aufmerksam gemacht werden, gut auf ihre Hunde zu achten, kann das Rennen beginnen. Betont wird außerdem, dass es bei dem Rennen nicht um Leben und Tod geht, das Kämpfen jedoch wichtig ist und dass das Wohlergehen und die Unversehrtheit der Vierbeiner an erster Stelle steht.
Das Motto: Los! Rennt und passt aufeinander auf!
Die Spannung zu Beginn lässt die Teilnehmer geradezu über die ersten Hügel schweben, wodurch sie gut aufgewärmt werden. Zu diesem Zeitpunkt rennen noch alle. Beide Kriegerseelen, Mensch und Hund, wollen kämpfen und bis zum Ende weiterrennen. Die zweite Düne ist viel steiler. Was haben sie noch an der Startlinie gesagt? Steigungen mit bis zu 45 Grad bereichern die Strecke. Selbst beim Crosslauf sind solche Strecken kaum zu finden. Wer die Strecke meistert kann sehr stolz auf sich sein – natürlich nicht während des Rennens sondern erst danach. Die erste Hürde ist ein Wassergraben. Bei der großen Hitze ist das eine hervorragende Idee, weil Hund, Herrchen und Frauchen hineinspringen und erfrischt und fast ausgeruht wieder weiterrennen können. Die Strecke ist mit Gewichtswesten, Fässern, Schlamm, Leitern, Käfigen, riesigen Reifen, Kriechgängen, und hohen A-Planken ausgestattet. Der Laie könnte denken, dass das Meistern dieser Hürden schwierig ist. Das bewältigen der hohen Dünen ist jedoch eine viel größere Herausforderung. Die Gesellschaft und Hilfe eines Hundes ist daher fast unerlässlich. Auch den Hunden sieht man an, dass sie kämpfen, dass auch ihnen die nicht vorhersehbaren Steigungen schwer fallen. Trotzdem arbeiten und kämpfen sie hart und sind hinterher sichtbar stolz. Ihr Schwung und ihre Energie gibt auch allen anderen Teilnehmern Kraft. Jeder, der das Ziel erreicht hat, kommt mit langen Schritten und lächelnd an. Einige Teams umarmen sich sogar. Gibt es etwas Schöneres?
…und was hat uns Hard Dog Race Base 2018 gegeben?
Es ist nicht das Bewältigen der Strecke, keine weitere Medaille, die wir zu den anderen hängen können und auch kein T-Shirt, das wir zum Training tragen können. Es ist viel mehr. Die HDR Base 2018 hat die schon vorher wunderbare Mensch-Hund-Beziehung verstärkt und meinen Respekt den Hunden gegenüber vertieft, den ich zuvor in einem solchen Maße noch nie gespürt habe. Es war ein beeindruckendes Erlebnis zu sehen, wie Mensch und Hund unermüdlich zusammen arbeiten, wie die Vierbeiner sofort auf die Rufe „rechts“ und „links“ reagieren und für keinen Moment stehen bleiben, nach dem kleinsten Bremsen gleich weiter spurten. Ihre Unermüdlichkeit kennt keine Grenzen, sie wedeln mit dem Schwanz und zeigen uns, dass sie Spaß haben. Ich sehe meinen Hund heute mit anderen Augen. So sieht es also aus, wenn wir wissen wollen, ob wir uns selbst besiegen können.